Folgenden Satz habe ich im Buch von Sol Stein, Über das Schreiben´ – Schreibtechnik, gefunden, (fantastisch):
„Am liebsten würde er seine Mutter erwürgen, aber dazu müsste er sie berühren.“ Dieser kurze, aber kraftvolle Satz aus Sol Steins Roman „The Magician“ und seinem Schreibratgeber ist wie ein Paukenschlag inmitten eines ruhigen Raumes. Es ist ein Beispiel für die Schreibtechnik „Show, don’t Tell“, die die Essenz des Schreibens in ihrer reinsten Form verkörpert.
Als Leserinnen und Leser tauchen wir sofort in die Welt des Protagonisten ein. Die Worte erzeugen eine Atmosphäre des Unbehagens, während wir uns mit den widersprüchlichen Emotionen des Charakters auseinandersetzen. Die eindringliche Darstellung seiner Abscheu und Wut gegenüber seiner Mutter hallt in unseren Köpfen wider. Es ist kein simples „Er war wütend auf seine Mutter“, sondern ein lebendiges Bild, das uns zwingt, die Intensität seiner Gefühle zu spüren.
Dieser Satz ist eine Meisterleistung der literarischen Kunst. Er zeigt uns, wie mächtig Worte sein können, wenn sie geschickt eingesetzt werden, um eine Szene zum Leben zu erwecken. Anstatt dem Leser einfach zu sagen, dass der Protagonist wütend ist, werden wir dazu gebracht, es zu fühlen. Wir können förmlich die Anspannung in der Luft spüren, die der Gedanke an eine solche Handlung hervorruft.
In der Welt der Schriftstellerei ist „Show, don’t Tell“ ein oft zitierter Grundsatz. Er ermutigt Autorinnen und Autoren, ihre Leserinnen und Leser durch konkrete Details und Handlungen in die Geschichte einzubeziehen, anstatt ihnen alles zu erklären. Dieser Satz ist das perfekte Beispiel dafür. Statt einfach zu erklären, wie der Protagonist sich fühlt, werden wir direkt in seine Gedanken und Gefühle hineingezogen.
Die Kunst des „Show, don’t Tell“ besteht darin, den Leserinnen und Lesern genug Informationen zu geben, damit sie die Geschichte verstehen können, aber gleichzeitig genug Raum für ihre eigene Interpretation zu lassen. Dieser Satz erreicht genau das. Er gibt uns einen Einblick in die komplexe Psyche des Protagonisten, ohne alles vorwegzunehmen. Wir werden dazu gebracht, uns Fragen zu stellen: Warum fühlt er so? Was ist zwischen ihm und seiner Mutter vorgefallen? Die Spannung steigt, und wir wollen mehr erfahren.
Sol Stein beherrscht diese Technik meisterhaft. Sowohl in seinen Romanen als auch in seinen Schreibratgebern zeigt er, wie effektiv und kraftvoll Worte sein können, wenn sie richtig eingesetzt werden. Dieser Satz ist nur ein kleines Beispiel für sein Talent, aber er hat eine enorme Wirkung. Er bleibt im Gedächtnis und erinnert uns daran, dass die Kunst des Schreibens weit mehr ist als nur das Aufeinanderstapeln von Wörtern.
In einer Zeit, in der wir von Informationen überflutet werden und unsere Aufmerksamkeitsspanne immer kürzer wird, ist es wichtiger denn je, die Leserinnen und Leser zu fesseln. „Show, don’t Tell“ ist eine der wirksamsten Möglichkeiten, dies zu erreichen. Indem wir sie in die Welt unserer Geschichten eintauchen lassen und sie fühlen lassen, anstatt ihnen alles zu erklären, schaffen wir eine Verbindung, die lange über das Lesen hinausreicht.
Dieser Satz aus Sol Steins Werk ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie diese Technik funktioniert. Er ist wie ein Fenster, das sich öffnet und uns einen kurzen, aber intensiven Blick in die Seele des Protagonisten gewährt. Es ist ein Moment des Erkennens, der uns daran erinnert, warum wir Geschichten lieben: weil sie uns dazu bringen, uns lebendig zu fühlen.
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