Über

Hi, ich bin Frank

Meine Story

    Als Jugendlicher reiste ich für mehrere Monate durch Amerika. Ich kaufte mir einen Gebrauchtwagen und fuhr von Connecticut über Arkansas, durchquerte Texas nach Louisiana. Genau hier liegen meine Wurzeln, der Ursprung des Schreibens. Bereits zuvor verfasste ich experimentelle Lyrik und surreale Kurzgeschichten. Ich schrieb so viel, dass heute alte Reisekoffer voller beschriebener Zettel übrig sind. Wie im Rausch, einfach drauf los. Durch Zufall lernte ich während meiner Zeit in Amerika drei interessante Menschen kennen.
Darüber hinaus gab es natürlich noch viele andere faszinierende Persönlichkeiten, die meinen Weg gekreuzt haben.

    Der erste war ein Afroamerikaner, mein Zimmernachbar in, Vanderbilt YMCA, Unterkunft in New York. Er stand oft draußen im Flur, trug eine Bandana über der Stirn und sah in sein Zimmer. Eines Tages, als seine Tür weit offen stand, warf ich einen verstohlenen Blick hinein. So etwas hatte ich noch nie gesehen: Bücher an jeder Wandseite in Regalen, die bis zur Decke reichten. Ich konnte nicht anders, als ihn anzusprechen. Sein Lächeln war ausgesprochen sympathisch. Er erzählte über sich und seine Tätigkeit: „Ich bin Schriftsteller und unterrichte kreatives Schreiben am Sarah Lawrence College.“ Ich fand ihn megacool, um es in jugendlicher Sprache auszudrücken, und wir freundeten uns ein wenig an. Er lebte hier schon sehr lange in diesem Zimmer. Wohnungen in New York seien unbezahlbar und hier besitze er nichts außer Bücher, seine Kleider und eine Schreibmaschine. Das beeindruckte mich und ich freute mich jeden Tag, den ich hier wohnte, ihn zu sehen, vor allem sein Lachen und wie er so auf dem Flur stand, mit verschränkten Armen und in sein Zimmer starrte, wo ein kleiner TV irgendeine Show zeigte.

    Dann war da noch die Geschichte in Brooklyn. Vor meiner Reise hatte ich für ein Musikmagazin namens „G-Punkt“ geschrieben, das wir selbst gestaltet hatten. Eines Tages lernte ich dort einen Musiker namens Toni Maimone kennen, der bei der Band Pere Ubu Bass spielte. Wir interviewten die Band, und ich erzählte ihm von meiner geplanten längeren Reise nach Amerika. Kurz darauf, als ich in New York war, rief ich ihn an, und prompt wohnte ich in seiner Wohnung in der Grand Street in Brooklyn. Acht ganze Tage verbrachte ich dort, und was besonders toll war: Unter seinem Apartment gab es einen Club namens „TheBog“, einen Ort mit einer kleinen Bühne, auf der fast jeden Abend eine Band spielte. Toni wusste, dass ich schrieb und mich mit Lyrik beschäftigte, und so stand ich eines Abends mit Musikern auf der Bühne und begleitete sie mit deutschen Texten. Das war hochspannend, und ich war total aufgeregt. Dabei fiel mir auf, dass hier niemand fragte, ob ich das studiert hatte oder nach akademischen Graden fragte. Es schien in den USA eher darum zu gehen, ob man etwas kann oder ob man originell ist. Die Zeit in Brooklyn war sehr cool, und ich lernte viele Leute kennen, sogar die Macher vom CBGB, wo Toni regelmäßig verkehrte.

    Doch ich musste weiter auf meiner Reise. Nachdem ich New York erkundet hatte, trieb ich wochenlang in einem klapprigen Gebrauchtwagen im Zickzack durch die USA, besuchte Bekannte und Verwandte, bis ich nach einem längeren Aufenthalt in Houston, Texas, in New Orleans landete. Hier kannte ich niemanden, also stand mir alles offen. Ich schlenderte herum, übernachtete in einem schäbigen Zimmer, auch wieder bei CMYK am Lee Circle, schrieb, ging spazieren, verbrachte abends Zeit im French Quarter und gönnte mir ein paar Biere in irgendwelchen Jazzclubs, meist von Afroamerikanern geführt. Doch etwas war seltsam abends in meinem Zimmer. Ich hatte einen Blick auf den Lee Circle, wo ich gerne hinausschaute, und seit Tagen hörte ich ein ständiges Klicken. Klick, Klick, eine Pause und wieder ein Klick, unterbrochen von einem leisen Hacken. Eines Abends, als es sehr heiß war und ich mein Fenster komplett offen stehen ließ, lehnte ich mich nach draußen und sah nach links, wo ich wieder das Klicken hörte. Wie im Schock trat ich einen Schritt zurück, denn ich konnte nicht glauben, was ich gerade gesehen hatte: Eine dunkelhäutige Hand mit Ringen an jedem Finger, die eine Pistole umklammerte und den Abzug betätigte. Klick, Klick. Meine Brust hob und senkte sich, und vorsichtig schloss ich das Fenster und zog den Vorhang zu. Hack, Hack, Hack. Die Nacht über schlief ich nicht sonderlich gut, durch Hitze und das Hacken.

    Am nächsten Morgen war ich gegen neun Uhr geduscht und wollte ins French Quarter hinunter. Als ich den Flur betrat, öffnete sich gerade die Tür neben mir, und mal wieder stand mir ein junger Afroamerikaner gegenüber. „Hi, ich bin…“ (leider fällt mir heute der Name nicht mehr ein), und wie es der Zufall wollte, wandelte sich mein schwerer Atem in einen ruhigen, entspannten Fluss. Ich nannte auch meinen Namen, und nachdem wir festgestellt hatten, dass wir das gleiche Ziel hatten, liefen wir zusammen hinunter ins French Quarter. Ich erzählte ihm von dem, was ich gestern Abend gesehen hatte, und er lachte, und ich sah seine weißen Zähne, was mich ebenfalls zum Lachen brachte. Wir gaben uns einen High Five. „Ich bin Schriftsteller und schreibe gerade an meinem neuen Roman. Das habe ich nur zur Inspiration getan, das mit der Pistole.“ Ich musste wieder lachen. Hack, Hack, das war seine Schreibmaschine. Wir trafen uns noch ein paar Mal, und es war herrlich, fast wie eine Szene aus einem Roman, wenn ich heute darüber nachdenke.

   Eigentlich hatte ich in New Orleans keine großen Verpflichtungen, aber das Leben hier gefiel mir. Es war Dezember/Januar 1988/89, und es war warm, sehr warm. Also lief ich herum oder fuhr mit meinem Wagen durch die Gegend, besuchte den riesigen Lake Pontchartrain, wo ich Silvester verbrachte. Beim Herumlaufen landete ich in einer wohlhabenden Gegend. Nicht bildhaft beschrieben, aber hier gab es Villen aus Holz und viel Land drumherum. Als ich so durch das Viertel schlenderte und Fotos machte, sprach mich ein sehr alter Mann an, in einem flattrigen Hemd, das voller Flecken war, und einem Strohhut, der mehr Löcher und abstehende Strohhalme hatte als eine Vogelscheuche. Er schritt auf mich zu, die Forke in der Hand, und sprach mich an. Seine Stimme hatte etwas Warmes. „Machen Sie hier eine Fotosession?“ Ich deutete verlegen auf meine Kamera und nickte. Ich erzählte ihm, woher ich komme und was ich hier mache und wie meine Eindrücke waren. Er hörte zu, und dann begann er zu erzählen, zeigte auf sein Haus, das bereits seine Großeltern bewohnten. Ich sagte ihm, dass das Haus sehr schön war, und das war es wirklich: Die weite Wiese, die auf sein Haus zulief, beherbergte eine riesige Sumpfzypresse mit ausladenden Ästen, wie man sie oft in den südlichen Sümpfen der USA sieht, sowie locker gepflanzte Buchsbüsche. Ich war beeindruckt von der Villa, wie man sie aus Filmen kennt, mit einer umlaufenden überdachten Holzterrasse in hellblau und weiß gestrichen. Und er erzählte weiter, von seiner Familien Geschichte, von früher hier in New Orleans, und dass er, wie auch sein Vater, als Schriftsteller lebte. In diesem Augenblick wusste ich, dass das das ist, was ich will: Schriftsteller sein, mit all den Abenteuern und interessanten Menschen. Vielleicht war es auch seine Art zu reden, langsam und bedacht, wie er vor seinem Grundstück stand, wie ein Landlord mit einer sehr langen, bewegenden Geschichte.

    Die Geschichten, die ich hier erzähle, sind nicht erfunden, sie sind real, genauso wie der morgendliche Gang zum Bäcker. Doch nun werde ich den Teil meiner Biographie etwas zusammenfassen. Nach meiner mehrmonatigen Reise kehrte ich in meine Heimat zurück, lebte bei Freunden, aber alles kam mir hier irgendwie eng und klein vor, und ich musste etwas tun. Kurzerhand belegte ich einen Kurs für Drehbuchschreiben. Daraus entwickelte sich einiges, inklusive einem Kurzfilm, den wir als chaotisches Team über ein Jahr lang realisierten. Das Ergebnis war mittelprächtig, aber wir haben es geschafft. Ich verfolgte weiter das Schreiben, besuchte Kurse hier und da, und irgendwann ergab sich die Möglichkeit des Selfpublishing. Kurzerhand brachte ich einen Lyrikband heraus. Das hatte zur Folge, dass ich bei meiner Arbeit im kulturellen Bereich, beim Aufbau und das Kuratieren von Kunstausstellungen, den Schweizer Kurator Heinrich Gartentor kennenlernte. Ich wurde von ihm in die Schweiz eingeladen, um ein Buch über das Chaos rund um eine Kunstausstellung zu schreiben, bei der ich zehn Künstler betreute, fünf aus Deutschland und fünf aus der Schweiz. 10 Tage hatten wir Zeit, die Ausstellung in Mannheim aufzubauen, dann ging sie in die Schweiz, und ich notierte jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, wo ich konnte, skizzierte den Ablauf und speicherte skurrile Momente. Daraus entstand ein Buch, eher schlank, aber ich hatte es geschafft. Ich hatte nur fünf Wochen Zeit bis zur Vernissage oder Finissage, das weiß ich heute nicht mehr genau, das Buch zu schreiben, lektorieren zu lassen und eine fertige Druckausgabe auf den Tisch zu legen. Ich schrieb wie andere am NaNoWriMo teilnehmen, wie besessen, wie in „Shining“, jeden Abend bis spät in die Nacht. Aber ich schaffte es. Das fertige Buch „Die Flügel des Schmetterlings“ lag im Kunstmuseum Solothurn in der Schweiz aus. Der Auftrag war bezahlt, obwohl ich das überhaupt nicht im Hinterkopf hatte, sondern eher die Droge: Schreiben. Da hatte ich mein zweites Buch auf dem Markt, mit ISBN und Eintrag in die Deutsche Nationalbibliografie. Für immer verankert, auch wenn es nur für die Katakomben der Literatur war. Ich habe der Welt etwas hinterlassen. Das war/ist ein schönes Gefühl. Auch wenn es die Psychologen als übersteigerten Narzissmus bezeichen. Ich habe es gemacht, und basta. In der Schweiz verkaufte ich recht gut, in Deutschland interessierten sich nur die Protagonisten für meine Arbeit. Dann hatte ich das Schreiben ein wenig vernachlässigt, schrieb hier und da kürzere Texte zu verschiedenen Kunstausstellungen, doch wie ging es weiter? Nur von einem Eintrag kann man nicht leben, auch nicht, wenn man zur Verwertungsgesellschaft Wort gehört. In einer ziemlich langen Zeit, die ich mit Selbstzweifeln verbrachte, packte mich eine kleine Wut. Warum in Selbstmitleid und Lethargie versauern, wenn es dafür keinen Grund gibt? Ich bin gesund, ich verdiene mein Geld, ich habe ein eigenes Haus, ich bin glücklich verheiratet, ich kann immer noch reisen, ohne groß Urlaub nehmen zu müssen. Doch ich hatte immer noch diesen unbremsbaren Mitteilungsdrang. Ich wollte es genau wissen: Wie schreibt man packende Romane? Wie funktioniert der Buchmarkt? Wie schreibt man einen richtigen Roman? Ich begann zu studieren, bei der Textmanufaktur in Leipzig. Die bieten ein komplettes Studium rund um die Schriftstellerei an. Das war genau mein Ding. Das war mein Porsche, mit dem ich den zerebralen Highway hinunterraste und alles mitnahm, was ich am Wegesrand sah, roch, hörte, schmeckte oder fühlte.

    Das Studium war überwiegend online, aber auch mit Präsenzunterricht. 18 Monate lang Marathonschreiben. Während dieser Zeit betreute mich ein Lektor in Hamburg, Jens Eisel. Er hatte bereits mehrere Bücher herausgebracht, und wie sich schnell herausstellte, stimmte die Chemie. Ich schrieb, er lektorierte, und ich habe aus meinen Fehlern gelernt, dank seiner Unterstützung. In der Schriftstellerei steckt viel, viel verborgenes, verwinkeltes, zu enthüllendes. Ich entdeckte die Schriftstellerei neu, und ich weiß jetzt endlich, wie Bücher funktionieren, warum sie einen in den Bann ziehen oder warum man sie schon nach den ersten drei Seiten beiseite legt. Ich schloss mein Studium ab, und ich hätte es bereut, wenn ich es nicht gemacht hätte. Zusätzlich vertiefte ich seit Jahren mein Wissen durch intensive Lektüre verschiedener Bücher über das Schreiben auf hohem Niveau, verfasst von Autoren mit langjähriger Erfahrung. Auf meiner Website finden Sie weiterführende Links zu diesen Werken. Meine Tätigkeit als Autor erstreckt sich über eine Vielzahl von Formaten, darunter zahlreiche Exposés, ein Drehbuch für einen Kurzfilm sowie kunsthistorische Texte über Kunstausstellungen. Ich habe immer noch Spaß am Schreiben und möchte hier auf meiner Website, Novelworker, mein gesamtes Wissen mit Dir teilen, nicht nur über das Schreiben, sondern auch über alles, was man braucht, um einen Roman zu schreiben. Und wie bereits anderswo auf dieser Seite geschrieben steht: „Kontinuität ist der Schlüssel zum Erfolg für die meisten großen Autoren!“

    Und jetzt noch kürzer: In meiner Freizeit reise ich gerne mit meiner Frau in einem Camper durch Frankreich. Privat vermiete ich auch eine Ferienwohnung und lerne dabei viele Leute unterschiedlicher Herkunft und mit bunten Interessen kennen. Das ist immer wieder spannend und inspirierend.

    Ich freue mich, dass Du hier bist, und ich hoffe, Dir mit meiner Seite ein wenig helfen zu können.